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Kirche in der Welt
Zum »Tag des Judentums«, den die Kirchen vor der »Weltgebetswoche für die Einheit der Christen« feiern

Juden und Christen gemeinsam als Zeugen des einzigen Gottes

Juden und Christen gemeinsam als Zeugen des einzigen Gottes
Die Kölner Synagoge
Von P. Norbert J. Hofmann SDB
Sekretär der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum des Heiligen Stuhls


Der 17. Januar, an dem in den Ortskirchen von Italien, Polen, Österreich und in den Niederlanden der »Tag des Judentums« begangen wird, bietet einen hervorragenden Anlaß, auf Aktivitäten der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum des vergangenen Jahres 2012 zurückzublicken. Die Aufgabe dieser Kommission ist seit 1965, die Konzilserklärung Nostra aetate (Nr. 4) in die Wirklichkeit umzusetzen, sie gleichsam im konkreten Miteinander von Juden und Christen immer neu zu verlebendigen und durch neue Impulse die gegenseitige Freundschaft zu vertiefen. In diesem Basistext des Konzils für den jüdisch-katholischen Dialog wird als ein Grundanliegen folgendes ausgeführt: »Da also das Christen und Juden gemeinsame geistliche Erbe so reich ist, will die Heilige Synode die gegenseitige Kenntnis und Achtung fördern, die vor allem die Frucht biblischer und theologischer Studien sowie des brüderlichen Gespräches ist.« Dieser brüderliche Dialog hat letztendlich das Ziel, Juden und Katholiken zur Zusammenarbeit für Gerechtigkeit und Frieden, sowie zur Bewahrung der Schöpfung zu motivieren, auf der Grundlage einer immer tiefer werdenden Freundschaft soll man sich gegenseitig besser kennen und schätzen lernen, damit man gemeinsam Zeugnis für die Gegenwart und das Heilshandeln Gottes in dieser Welt ablegen kann. Wenn es wahr ist, daß die größte Krise unserer gegenwärtigen Zeit die Gotteskrise ist, man also immer mehr lebt, als ob es Gott nicht gäbe, dann sind Juden und Christen gerade heute dazu aufgerufen, gemeinsam diesen Gott unter allen Umständen präsent zu halten, von ihm zu erzählen und seine Weisungen für ein geglücktes menschliches Miteinander zu verkünden. Ein in unseren Breitengraden immer mehr um sich greifender politischer Atheismus und eine aggressive Säkularisierung aller Lebensbereiche zwingt gleichsam Juden und Christen zur Zusammenarbeit, die religiöse Dimension aus dem öffentlichen Leben nicht auszublenden, sondern sie dort entschieden zu verteidigen. Daß Christen und Juden im öffentlichen Diskurs bezüglich religiöser Riten zusammenstehen können, zeigte erst kürzlich die in Deutschland losgetretene Beschneidungsdebatte. Ein in Köln ergangenes Gerichtsurteil kriminalisierte mit Berufung auf das Kindeswohl die Beschneidung eines muslimischen Jungen; bei Juden wird die Beschneidung in der Regel am achten Tag nach der Geburt an männlichen Säuglingen vorgenommen. Daraufhin erhoben Juden, Muslime und auch die Christen gemeinsam ihre Stimme, so daß im Dezember 2012 der Gesetzgeber eine eindeutige Regelung zugunsten dieses religiösen Rituals zu treffen gezwungen war. Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich schon zu Beginn der Debatte eindeutig zugunsten der Beschneidung und gab auf diese Weise den jüdischen Brüdern und Schwestern eine wichtige Rückendeckung. Die Frucht des Dialogs besteht also auch darin, daß man im anderen einen verläßlichen Partner gewinnt, wenn eigene religiöse Traditionen in der Öffentlichkeit bedroht sind. [...]
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