zur StartseiteZugang für Abonnenten
Startseite » Archiv » Ausgabe 28/2016 » Kirche in der Welt
Titelcover der archivierten Ausgabe 28/2016 - klicken Sie für eine größere Ansicht

Schätze in der
Vatikanischen Bibliothek

Schätze in der Vatikanischen Bibliothek

Diese Woche

Die Naturgeschichte »Historia Naturalis«
von Plinius dem Älteren
(Vat. lat. 1950)


Apostolische Reise in den
Asien-Pazifik-Raum 2024

Apostolische Reise in den Asien-Pazifik-Raum
Lesen Sie hier die Ansprachen und Beiträge
zur Reise
in den Asien-Pazifik-Raum



Papst Benedikt XVI.
†Papst Benedikt XVI.

Bildergalerie
†Papst Benedikt XVI.

Die Themen
des Osservatore Romano


Aus dem Vatikan
Ausgewählte Bildaufnahmen und ungekürzte Textabdrucke geben Ihnen einen unverfälschten und lebendigen Einblick in das Zentrum der Weltkirche.



Kirche in der Welt
Begleiten Sie den Heiligen Vater auf seinen Apostolischen Reisen oder zu Großereignissen wie Kirchen- oder Weltjugendtagen.



Dokumentation
Alle Enzykliken, Apostolischen Schreiben, Predigten und Ansprachen des Heiligen Vaters – bis ins Detail genau und ungekürzt in deutscher Sprache.



Kultur
Rom ist nicht nur Mittelpunkt der Weltkirche, sondern auch ein einzigartiges kunstgeschichtliches Zentrum.


Links


Hier erhalten Sie weitergehende Informationen
zu unseren Partnerseiten.

<<< zur vorherigen Ausgabe zur nächsten Ausgabe >>>
Kirche in der Welt

Die Rettung der künftigen Generationen

Die Rettung der künftigen Generationen
Yolande Mukagasana
Mehr als 20 Jahre sind seit dem Völkermord in Ruanda vergangen. Nach der langwierigen Arbeit des Wiederaufbaus engagiert sich die Bevölkerung nun in der weitaus schwierigeren Versöhnungsarbeit. Yolande Mukagasana, eine Krankenschwester ruandischer Abstammung, die die belgische Staatsbürgerschaft angenommen hat, hat ihre gesamte Familie verloren. Dieses Trauma hat ihr die Kraft gegeben, ein Buch zu schreiben, in dem sie Augenzeugenberichte sammelt, für die sie sowohl die Opfer als auch die Täter zu Wort kommen lässt. Der französische Journalist Charles de Pechpeyrou führte mit ihr ein Interview.

Die größten Sorgen macht sie sich um die künftigen Generationen, wie ihr Vorhaben beweist, in Ruanda direkt neben einem Mahnmal eine Schule zu bauen, »damit die Kinder die vollständige Geschichte des Völkermords kennenlernen, von der nur die positiven Aspekte beibehalten werden sollen«: eine Schule, an der sich alle in erster Linie als Ruander bezeichnen, ohne wie auch immer geartete ethnische Unterschiede zu machen. Hierbei – davon ist Yolande zutiefst überzeugt – bedürfen die Kinder der Begleitung durch die Frauen, »Mütter und Mitwirkende an der Aussöhnung«. »Die Frau ist für die Kinder wie eine Religion«, bekräftigt sie. »Die Religion rührt an unser Gewissen, unser Herz, sie gehört zum Innersten des Menschen.« Daher freut sich Yolande, wenn »sich die Kinder der Opfer mit den Kindern der Täter vermählen«, ein Beweis dafür, dass die Vergebung so tief in der ruandischen Kultur verwurzelt ist, dass sie sogar »bei Bluttaten funktioniert«.

Seit dem Völkermord sind sind zwölf Jahre vergangen. Was haben Sie seitdem gemacht?

Ich bin nicht bei der Zeit des Völkermords stehengeblieben, ich habe Wiederaufbau geleistet. Alle Ruander wollen ein Land wiederaufbauen, das es nicht mehr gibt. Beim Völkermord ist alles zerstört worden: Menschenleben, materielle Dinge, die Institutionen. Nichts hat überlebt, alles musste neu aufgebaut werden. Die Frauen waren wirklich die ersten, die am Wiederaufbau mitgewirkt haben, und das ist etwas, worauf ich stolz bin. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich zurückgekommen bin: ich wollte in aller Welt Zeugnis für den Völkermord ablegen, weil ich sah, dass die Welt nicht verstanden hatte, was in meinem Land geschehen war. Klar, einige wollten auch nicht verstehen. Der eine oder andere Täter war uns zuvorgekommen, um seine eigene Botschaft zu verkünden. Ich wollte unbedingt, dass meine Stimme die seine überstimme, und ich glaube, dass mir das in vielen Ländern gelungen ist. In Les Blessures du Silence habe ich die Täter zu Wort kommen lassen. Ich wollte, dass die Täter über ihren Völkermord berichteten, dass sie erzählen sollten, was sie getan hatten. Das war der wichtigste Grund, aus dem ich das Buch geschrieben habe, das Interviews sowohl mit den Opfern als auch mit den Tätern, wie auch mit den Gerechten enthält.

Was hat sich in Ihrem Inneren verändert?

Ich wollte wissen: Bringe ich es fertig, in Ruanda zu leben, den Henkern meiner Angehörigen ins Gesicht zu schauen? Anfangs glaubte ich nicht an eine Versöhnung, weil ich sah, was die Ruander sich gegenseitig angetan hatten. Ich fragte mich, wie ich es fertigbringen sollte, morgens aufzustehen und das Gesicht des Mörders meiner Familie zu sehen. Schließlich ist mir bewusst geworden, dass die ruandische Bevölkerung den Wiederaufbau wünschte, und dass ihr dies gelungen war. Vorsicht: dieser Weg ist nicht einfach, er endet nie.

Wie leben die jungen Menschen mit dem, was geschehen ist?


Gerade das ist der Punkt, an dem die Rolle der Frau ins Spiel kommt. Die Frau ist Mutter, wirkt auf Versöhnung hin. Ich habe etwas festgestellt: Es gibt Männer, die in Polygamie leben. Bei uns ist die Polygamie nicht gestattet, das steht im Gesetz. Aber überall da, wo ich eine Frau mit Kindern sah, die sie mit verschiedenen Vätern hatte, vertrugen sich diese Kinder gut miteinander. Im umgekehrten Fall hingegen, dem eines Vaters mit Kindern von verschiedenen Frauen, kamen diese Kinder nicht miteinander aus.

Das ist ja interessant …

Ja, das ist eine ganz persönliche Feststellung, die hier ebenso zutrifft wie in Belgien oder wo auch immer ich gelebt habe: die Frau ist stärker als der Mann, vor allem im Hinblick auf die Kindererziehung. Natürlich ist sie nicht in allem stärker. Die Frau ist für die Kinder wie eine Religion. Die Religion rührt unser Gewissen, unser Herz, unser Innerstes an. Und die Weitergabe von Werten durch die Mutter an ihre Kinder erfolgt auf eine sehr verinnerlichte Art und Weise, ist sehr intim, und eben dadurch wirkt sie stärker auf die Kinder ein und lässt sie zu Erwachsenen werden, die innere Werte haben, vor allem auf dem Gebiet der Liebe.

Die Versöhnung erfolgt in gewisser Weise auf dem Weg über die Erziehung … Meines Erachtens ist die Erziehung eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass sich ein Volk weiterentwickeln kann. In Ruanda ist eine Bevölkerung zum »Zusammenleben« erzogen worden, die unter dem Völkermord gelitten hat. Wenn jemand, der ursprünglich kein Mörder war, dazu wird, so deshalb, weil etwas geschehen sein muss. Was ist geschehen? Tatsächlich ist festgestellt worden, dass viele Ruander des Lesens und Schreibens mächtig waren, sie kannten ihre Geschichte, unsere wahre Geschichte, nicht die, die durch die Kolonialisierung revidiert worden war. Aber es ist auch gesagt worden, dass manche Menschen nichts verstanden hatten. Sie hörten täglich Radio RTLM [das als mitverantwortlich am Völkermord gilt, da es dazu aufgerufen hatte, die Tutsi auszumerzen], weil es unterhaltsam war, gute Musik ausstrahlte, sie zugleich aber zur Ideologie des Völkermords verführte. Diejenigen, die Zeitungen lasen, die unterschiedliche Standpunkte vertraten und andere Sprachen konnten, ließen sich nicht so ohne weiteres beeinflussen.

Zur Zeit des Völkermords wurden auch Belohnungen für diejenigen versprochen, die die meisten Menschen getötet hätten. Und das ist dann auch geschehen. Angesichts all dessen ist offenkundig geworden, dass Bildung wirklich grundlegend ist. [...]
Lesen Sie mehr in der Printausgabe.

Zurück zur Startseite

Sonderausgaben
Spaziergänge durch Rom


Spaziergänge durch Rom - Teil 1 und Teil 2
Teil III
jetzt neu erschienen!


mehr Informationen zu diesen Sonderausgaben


Sonderausgabe
Die neuen Glaubenszeugen unter Papst Benedikt XVI.


Die neuen Glaubenszeugen unter Papst Benedikt XVI.
Teil 2 noch erhältlich!

mehr Informationen zu dieser Sonderausgabe


Meditationen von
Papst Franziskus
bei den Frühmessen
in Santa Marta 2013

Meditationen von Papst Franziskus bei den Frühmessen in Santa Marta 2013

Jetzt als eBook!



Unsere neue Dienstleistung für Verlage, die Ihr Abogeschäft in gute Hände geben wollen.


aboservice

mehr
Informationen


L’Osservatore Romano
Telefon: +49 (0) 711 44 06-139 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum