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Kirche in der Welt
Das Marterl – Sage und Volksbrauch in den Alpenregionen

Wanderer bleib stehn und sprich ein kurzes Gebet

Wanderer bleib stehn und sprich ein kurzes Gebet
Ein besonders gepflegtes Marterl schmückt einen Weg bei St. Georgen in Kärnten.
Unter »Marterl« versteht man die verschiedenen Arten von Bildstöcken oder Bildsäulen, Betstelen, Stein- oder Wegkreuzen, die wir meist bei Spaziergängen entdecken. Sie kommen immer im Freien vor und stehen oft an Landstraßen, aber auch in den Bergen an einsamen Wegen und Stegen. Diese religiösen Kleindenkmäler sind vor allem in Süddeutschland, Österreich, Frankreich, aber auch als Zeugnis deutscher Siedlungsgeschichte in Ungarn zu finden.

Über die Herkunft des Namens Marter gibt es unterschiedliche Meinungen: Das Wort Marter leitet sich ursprünglich vom griechischen Wort »martyros« ab und bedeutet so viel wie Blutzeuge. Die Marter bezieht sich weniger auf das Leid der oder des Verunglückten, vielmehr auf das Martyrium Christi. Eine weitere Meinung besagt, daß sich der Name von der hl. Martha ableitet, der Schwester der Maria von Bethanien und des Lazarus, welche Jesus häufig in ihr Haus aufnahm. Martha wurde ursprünglich oft auf Bildstöcken abgebildet. Tatsache ist, daß man in frühen Zeiten Erinnerungen an schwere Verbrechen, die auf der Landstraße und an öffentlichen Plätzen verübt worden waren, an Unglücksfälle und sonstige merkwürdige Begebenheiten am häufigsten durch Errichtung von Gedenksteinen, durch Aufstellung von Steinkreuzen, Bildstöcken oder nur durch Einmeißeln eines kleinen Kreuzes in eine nahe stehende Mauer festgehalten hat. In den Bergen fordern die Unfallkreuze mitunter mit markanten Sprüchen den Wanderer zum Beten auf. So steht zum Beispiel auf einem solchen Kreuz in den bayerischen Alpen:

»Durch einen Kuhstoß
fiel er in des Himmels Schoß
Gott geb seiner Selle Ruh’
Trag auch Du Wanderer
Dein Scherflein dazu«.


Im Tiefland tragen sie manchmal eine bildliche Darstellung des Unfalls oder Totschlags sowie Inschrift, Zeit und Art. Bildliche Darstellungen stammen meist aus neuerer Zeit. So hat zum Beispiel einmal die Hand eines Bildhauers ein Ochsenfuhrwerk festgehalten, das unter den heranbrausenden Zug gerät, oder durchgehende Pferde, die ein Kind überrennen. [...]
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