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Kultur
Die Wiederentdeckung von Ostia Antica

Ein Verdienst päpstlicher Archäologie

Ein Verdienst päpstlicher Archäologie
Von Ulrich Nersinger

Das vor den Toren Roms gelegene Ostia Antica gilt als eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten der römischen Welt. Dass Besucher dort Ausgrabungen vorfinden, die den Vergleich mit denen von Pompeji nicht zu scheuen brauchen, verdanken sie den Päpsten, vor allem dem seligen Pius IX. (Giovanni Maria Mastai-Ferretti, 1846-1878).

Der Sage nach wurde Ostia im 7. Jahrhundert v. Chr. durch Ancius Marcius, den vierten König von Rom, gegründet. Die ältesten archäologischen Funde reichen jedoch nicht über das vierte vorchristliche Jahrhundert hinaus. In republikanischer und kaiserlicher Zeit diente die Stadt als Hafen für die Kriegsund Frachtschiffe Roms. Seine Blütezeit erlebte Ostia im zweiten nachchristlichen Jahrhundert; damals zählte die Stadt über 50.000 Einwohner.

Das christliche Ostia wurde als besondere, als die ehrwürdigste Tochter des Heiligen Stuhls betrachtet – »Praeminet Ecclesia Ostiensis a Sede Apostolica cuius est specialis filia; est honorabilior inter alias«. Schon der heilige Augustinus (354-430) berichtet, dass es dem Bischof von Ostia zukam, den Papst zum Bischof zu weihen, wenn dieser vor seiner Wahl die entsprechende Weihe nicht empfangen hatte (noch heute besitzt der Dekan des Kardinalskollegiums, dem Ostia als Titularsitz zugewiesen ist, dieses Privileg).

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches kam die städtebauliche Entwicklung Ostias zum Erliegen, wobei der Ort jedoch nicht verfiel. Cassiodor beschreibt Ostia noch zu Beginn des 6. Jahrhunderts als eine »schmuckreiche Stadt«, und Prokop nennt es »eine einst ansehnliche Stadt, die jedoch keine Stadtmauer mehr besitzt«.

Im 6. und 7. Jahrhundert wurde die Stadt Opfer verheerender Überfälle und Plünderungen. Nun setzte auch für das alte Ostia der Niedergang ein. Der erste Papst, der ein neues Ostia entstehen lassen wollte, war Gregor IV. (827-844). Unweit der alten Hafenstadt errichtete der Pontifex sein »Gregoriopolis«. Es sollte der Abwehr nordafrikanischer Piraten dienen. 858 gab Nikolaus I. (858-867) der kleinen Ansiedlung mit dem pompösen Namen, der aber nicht lange beibehalten wurde, eine Befestigung, die die Päpste in den nachfolgenden Jahrhunderten kontinuierlich erneuerten und durch zusätzliche Bauten verstärkten. [...]
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