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Wo man historische Atmosphäre atmet

Wo man historische Atmosphäre atmet
Portal und Südwand der Kirche St. Thomas von Canterbury
Für einen Gang durch die Via Monserrato in Rom muss man sich Zeit nehmen. Ein guter Reiseführer erinnert an die »Corte Savella«, an die alte Kirche San Tommaso di Canterbury sowie das Pilgerhospiz für Wallfahrer aus England. Der vorliegende Artikel beschreibt zudem die Piazza Santa Caterina della Rota und das einstige Wohnhaus des heiligen Philipp Neri.

Von Silvia Montanari

Wer von der Via Giulia in die Via della Barchetta einbiegt, gelangt zur Via Monserrato, die so nach der gleichnamigen Kirche rechter Hand benannt wurde. Im Hochmittelalter als »Via Arenula« (nach dem Sand des Tibers) oder Regola (wie das gesamte Viertel) bekannt, wurde sie später nach dem Gerichtshof der Savelli auch »Via Corte Savella« oder »Curia Savella« genannt. Dabei handelte es sich um ein Tribunal, das seit 1375 in den Händen der mächtigen Adelsfamilie Savelli lag. Es war an der heutigen Ecke Via Monserrato – Via Montoro, also schräg gegenüber von Santa Maria di Monserrato.

Papst Julius II. (1503-1513) trachtete danach, es in seinen vorgesehenen riesigen Gerichtshof in der Via Giulia zu integrieren. Der Tod des Pontifex machte seinen Plan zunichte – das imposante Tribunal blieb in den »Kinderschuhen« stecken –, und die Rechtsprechung der Savelli in der Corte Savella als »Marescialli di Santa Romana Chiesa« war noch bis Mitte des 17. Jahrhunderts aufrecht. Sie befassten sich mit unzähligen Kriminalfällen und waren berechtigt, Todesstrafen zu verhängen, die teils im Gefängnis, das hier integriert war, teils an den öffentlichen Richtstätten, vor allem aber auf dem ehemaligen Platz vor der Engelsbrücke vollstreckt wurden.

Mitte des 17. Jahrhunderts wollten die Savelli ihr ziemlich heruntergekommenes Gericht erneuern und erweitern. Papst Innozenz X. (1644-1655) allerdings hob ihr Jahrhunderte altes Rechtsprechungsprivileg auf und übergab den ruinösen Komplex an das 1579 von Papst Gregor XIII. ins Leben gerufene Englische Kolleg, welches sich hier als »Venerabile Collegio Inglese« noch immer befindet.

Die ehemaligen Bauten der Savelli wurden bald abgerissen und ein größeres Gebäude aufgezogen, welches die antike Kirche San Tommaso di Canterbury und das Pilgerhospiz für katholische Wallfahrer aus England umfasste.

An das Kolleg schließt heute noch das im 19. Jahrhundert im neuromanischen Stil errichtete Gotteshaus San Tommaso di Canterbury an. Seine Fassade an der Via di Monserrato ist gleichzeitig die Nordseite der Piazza Santa Caterina della Rota.

Das englische Hospiz

Der Überlieferung nach soll eine kleine Kirche bereits auf Offa, König von Mercien (im heutigen Großbritannien) im Frühmittelalter zurückgehen. Im Jahr 1192 wird im Katalog des Cencius Camerarius (später Papst Honorius III.) eine Kirche »Sancte Trinitati Scotiorum« mit einem Kloster und einem Hospiz erwähnt. Infolge der Einführung der Jubeljahre unter Bonifaz VIII., der im Jahr 1300 das erste Heilige Jahr ausrief, kamen zahllose Pilger aus ganz Europa nach Rom. Englische Wallfahrer machten da keine Ausnahme. Sie nächtigten meist in schrecklichen Spelunken, viele starben an der Pest, die in Europa nach der desaströsen Epidemie ab 1348 endemisch geworden war. Die »Societas pauperorum Anglorum«, später zur Bruderschaft erhoben, kümmerte sich in diesen schweren Zeiten um die Armen und die Kranken. Im Jahre 1362 erwarb sie von den englischen Rosenkranzverkäufern John und Alice Shephard ein Haus in der heutigen Via Monserrato und eröffnete so das englische Hospiz. Zusammen mit einer neuen Kapelle wurde es der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und dem hl. Thomas von Canterbury geweiht. Der Name »Trinità degli Scozzesi« trat in den Hintergrund. Heute sind viele Historiker der Meinung, dass es die Vorgängerbauten überhaupt nicht gegeben habe und dass die ursprüngliche Kirche aus dem Jahr 1363 datiert. Renovierungen fanden 1450 statt. [...]
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