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Kultur
Seit dem 4. Jahrhundert wird in der Ewigen Stadt der Geburt des Herrn mit besonderen Zeremonien und Bräuchen feierlich gedacht.

Römische Weihnacht – ein historischer Streifzug

Römische Weihnacht – ein historischer Streifzug
Nach der Christmette trägt der Papst eine Figur des Jesuskindes durch den Petersdom.
Von Ulrich Nersinger

In den ersten Jahrhunderten war die Geburt Jesu zwar Gegenstand frommer Betrachtung, nicht aber eines eigentlichen Kultes. Damals galt die liturgische Feier noch hauptsächlich dem Gedächtnis des Todes und der Auferstehung des Herrn. Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts entstanden und entwickelten sich die beiden kirchlichen Zeiten des Fastenund des Osterkreises, bis zu dann Beginn des 4. Jahrhunderts in einigen alexandrinischen Kirchen das Fest der Geburt Christi eingeführt wurde, das sich dann über den ganzen Orient ausbreitete und um die Mitte des 4. Jahrhunderts ins Abendland kam. Nachdem der Weihnachtstag endgültig festgesetzt war und das Fest der Erscheinung des Herrn ebenfalls aus dem Osten kommend in Rom heimisch geworden war, entstand allmählich der Weihnachtsfestkreis, der am 24. Dezember begann und am 13. Januar mit der Oktav der Erscheinung des Herrn endete.

Päpstliche Liturgien

Die Feier des Weihnachtsfestkreises wurde in Rom im Laufe der Jahrhunderte immer reicher ausgestaltet. Besonders feierlich zeigten sich die Gottesdienste durch die Teilnahme des Papstes. Eine Besonderheit des Festes der Geburt des Herrn in der Ewigen Stadt waren die drei weihnachtlichen Messen: um Mitternacht, am frühen Morgen und am Tage. Ursprünglich feierte der Heilige Vater den Gottesdienst in den Morgenstunden in Sankt Peter. Im 5. Jahrhundert kam die mitternächtliche Eucharistiefeier in Santa Maria Maggiore hinzu. Seit dem 6. Jahrhundert machte der Papst auf dem Weg von der Marienbasilika auf dem Esquilin nach Sankt Peter bei Sant’Anastasia am Fuße des Palatinhügels Station und zelebrierte dort eine weitere heilige Messe – vermutlich war dieser Gottesdienst eine Reverenz gegenüber dem Kaiser in Byzanz, dessen römische »Hofkirche« Sant’Anastasia war.

Im Spätmittelalter kommen in den päpstlichen Liturgien des Weihnachtsfestes besondere Bräuche auf. In Santa Maria Maggiore wird die »sacra culla«, die Krippe des Jesuskindes, aufbewahrt, die schon früh aus Betlehem den Weg in die Ewige Stadt gefunden haben soll. Während des Gottesdienstes entnahm der Papst mit eigener Hand der hochverehrten Reliquie winzige Holzsplitter. Diese ließ er in die »fasce benedette« einnähen. Es waren »geweihte Windeln«, die das Oberhaupt der katholischen Kirche bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Erstgeborenen katholischer Herrscherhäuser übersenden ließ. Sie sollten diese unter den besonderen Schutz Gottes stellen.

Wer in vergangenen Jahrhunderten der Weihnachtsmatutin am Päpstlichen Hof beiwohnte, konnte Zeuge einer ungewöhnlichen Zeremonie werden. In dieser Feier überreichte oder übersandte der Papst an hochstehende weltliche Würdenträger, zumeist an regierende Fürsten, besondere Geschenke – und zwar geweihte Schwerter. Diese Zeremonie, erstmals bezeugt im 14. Jahrhundert, erscheint zunächst befremdlich, zumal sie bei der Feier der Weihnacht, dem großen Friedensfest der Christenheit, vollzogen wurde. In der allegorienfreudigen Barockzeit bezeichnete der französische Jesuit Théophile Raynaud das vom Papst verliehene Schwert, seine Scheide und seinen Gürtel als Symbole der Menschwerdung Christi, weswegen es auch am Heiligabend verschenkt werde: das Schwert bedeute die Gottheit, die in der menschlichen Natur wie die Klinge in der Scheide verborgen sei, wobei die beiden durch den Gürtel der hypostatischen Union zusammengehalten würden. Mit der Verleihung des Schwertes sollte der Beschenkte in seinem Einsatz zur Verteidigung des Glaubens belohnt oder auch zu diesem aufgefordert werden. Im 19. Jahrhundert fand dieser Brauch ein Ende. [...]
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