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Einblicke in das Imperium Romanum – Die römischen Kaiser von Augustus bis zu Konstantin dem Großen (Teil 33)

Von Tacitus bis Numerian (275-284) – die letzten Soldatenkaiser

Von Tacitus bis Numerian (275-284) – die letzten Soldatenkaiser
Büste des Marcus Claudius Tacitus aus dem Louvre
Zwischen dem Baubeginn der Aurelianischen Stadtmauer – Symbol des unaufhaltsamen Machtverfalls der Stadt Rom – und der sogenannten »Diokletianischen Ära«, die eine umfassende Reichsreform in Gang setzt, liegt ein Jahrzehnt, in dem insgesamt sechs Kaiser regierten, deren Herrschaftszeit sich teilweise überschnitt. Diese letzten der sogenannten »Soldatenkaiser« wollen wir in dieser Folge gemeinsam betrachten.

Von Claudia Kock

Nach der Ermordung Kaiser Aurelians kam es zunächst zu einem mehrwöchigen Interregnum, da das Heer und der Senat sich nicht auf einen Nachfolger einigen konnten. Schließlich bemühte man den 75-jährigen Senator Claudius Tacitus, der sich bereits auf einen geruhsamen Lebensabend im vornehmen Badeort Baiae am Golf von Puteoli gefreut hatte. Nur widerstrebend nahm er die Ernennung zum Kaiser an und kehrte gegen Ende des Jahres 275 aus seinem Altersruhesitz nach Rom zurück.

Über Tacitus ist die Quellenlage sehr schlecht; daher lassen sich kaum verbindliche Aussagen über ihn machen. Zu dem berühmten Historiker Tacitus aus dem 1. Jahrhundert bestand kein nachweisliches Verwandtschaftsverhältnis, auch wenn der Kaiser selbst dies behauptete und die Historien und Annalen seines Namensvetters kopieren und in den Bibliotheken verteilen ließ. Tatsache ist jedoch, dass er zu den angesehensten und wohlhabendsten Senatoren zählte und wohl aus Interamna, dem heutigen Terni, in Umbrien stammte, wo seine Familie große Ländereien besaß. Unter religiösem Aspekt ist interessant, dass der von Aurelian geförderte Kult des »Sol invictus« auf Tacitus’ Münzprägung völlig verschwindet und stattdessen die alte Sigle »SC« (»senatus consulto«) wieder auftaucht. Man hat in diesem Zusammenhang auch von einer »senatorischen Renaissance« des Kaisertums gesprochen, aber Tacitus’ Regierungszeit von nur wenigen Monaten lässt ein so gewichtiges Urteil kaum zu.

Trotz seines hohen Alters musste Tacitus nach Kleinasien aufbrechen, wo Goten und Heruler über das Asowsche Meer ins Römische Reich eingedrungen waren. Im Frühsommer gelang es Tacitus, die Germanen zurückzuschlagen, woraufhin ihm der Titel »Gothicus maximus« verliehen wurde. Seinen Halbbruder Florianus hatte Tacitus zum Prätorianerpräfekten ernannt, einen weiteren Verwandten namens Maximinus zum Statthalter von Syrien. Als dieser einer Verschwörung zum Opfer fiel, fürchtete man Tacitus’ Rache. Aus diesem Grund wurde der betagte Kaiser im Sommer 276 ebenfalls ermordet. Die Prätorianer erhoben daraufhin Florianus zum Kaiser, der in den westlichen Provinzen sofort anerkannt wurde. Im Osten dagegen riefen die in Syrien stationierten Truppen ihren eigenen Befehlshaber Probus, der aus Pannonien stammte und mit seinen 44 Jahren bereits eine glänzende militärische Karriere vor allem in der Kavallerie hinter sich hatte, zum Gegenkaiser aus. Sofort zog er gegen Florianus nach Kleinasien.

In Tarsus – Geburtsstadt des Apostels Paulus – verschanzte sich Florianus, während Probus mit seiner Kavallerie, die zur Erstürmung der Stadt ungeeignet war, vor den Toren auf eine Gelegenheit zur Schlacht wartete. Die Wochen zogen dahin, die Belagerung in brütender Sommerhitze war zermürbend, Krankheiten breiteten sich aus. Gegen Ende September 276 ergriffen Florianus’ Truppen schließlich die Initiative: Sie erschlugen ihren eigenen Kaiser und schlossen sich Probus an, der daraufhin auch im Osten als Alleinherrscher anerkannt wurde. [...]
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