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Kultur
Jerusalems historische Holzmodelle nun digitalisiert

Von Salomons Tempel bis zum Felsendom

Von Salomons Tempel bis zum Felsendom
Modell des Tempelberges, das Conrad Schick für die Weltausstellung 1873 in Wien anfertigte.
Einst gehörten sie zum Pflichtprogramm von deutschsprachigen Jerusalem- Besuchern: Die Holzmodelle der Stadt und vor allem des Tempelbergs, die der württembergische Architekt, Archäologe und evange - lische Missionar Conrad Schick (1822-1901) bei den Weltausstellungen 1873 in Wien und 1904 in St. Louis präsentierte.

Im Maßstab 1:200 zeigen sie – auch mit Hilfe von Versatzstücken – die Epochen vom ersten Tempel Salomons über den nachexilischen Tempel des Nehemia bis zu dem des Herodes – und dann den Haram al-Scharif mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee zur Zeit Schicks. Die Modelle, die im Paulushaus am Damaskus-Tor, im Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaften auf dem Ölberg sowie an weiteren Stätten aufbewahrt werden, sind nun weitgehend mit Mitteln des deutschen Auswärtigen Amtes zum Kulturerhalt digitalisiert worden.

Pläne für ein solches Konservierungsprojekt gab es seit längerem. Denn Schicks archäologische Forschungen waren zwar gründlich und die Präsentation nach damaligem Wissensstand mustergültig. Aber er verwandte einfaches Holz und nutzte einfache Schreinerarbeiten. So wollte man für den Fall des Verlusts wenigstens eine elektronische Fassung erhalten. Die Digitalisierung ermöglicht auch wieder eine breitere Benutzung des Modells, als es der derzeitige Zustand bietet. Ursprünglich konnte Schick einzelne Teile etwa der Tempelbauten herausnehmen und durch die entsprechenden Modelle aus einer anderen Epoche ersetzen. Bei der derzeitigen Präsentation in den fest verschraubten Glasvitrinen ist dagegen nur jeweils eine Epoche eingefroren.

Schick war ein von Christen, Juden und Muslimen in Jerusalem hochgeschätzter Wissenschaftler und Praktiker. Als Architekt plante er Häuser für Mea Schearim, die erste jüdische Siedlung außerhalb der Altstadt. In 50 Jahren eignete er sich zudem ein enormes archäologisches Wissen von Jerusalem und seiner Stadtgeschichte an. Er erhielt Zugang zu Bereichen, die Besuchern und Forschern heute verschlossen sind, etwa zu den unterirdischen Teilen des Tempelplatzes, zu den Zisternen und den sogenannten Ställen Salomons. Seine Modelle, die man dank der neuen Technik auch von unten betrachten kann, lassen deutlich sehen, was gewachsener Fels und was Überbauten von Herodes sind. [...]
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