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Spaziergänge durch Rom – ein Blick in die Seitenstraßen der Via Giulia

Verborgene Regionalkirche Italiens

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Fassade der Kirche Santo Spirito dei Napolitani mit der großen Rosette und dem Portal
Die Geschichte des »Collegio Ghisleri«, wo junge Männer aus verarmten Adelsgeschlechtern studieren durften, und die der Kirche Santo Spirito dei Napoletani, sind eng mit der Via Giulia verbunden. Das Gotteshaus mit den neuen Glasfenstern in der Apsis und der Rosette gehört zu den geschichtsträchtigsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum Roms.

Von Silvia Montanari

Hat man die namenlose Platzerweiterung in der Via Giulia hinter sich gelassen, begegnet man auf der rechten Seite dem Collegio Ghislieri. Es wurde 1630 von dem berühmten römischen Arzt Giuseppe Ghislieri ins Leben gerufen, der ein entfernter Verwandter des heiligen Papstes Pius V. (Antonio Michele Ghislieri 1566-1572) war. Seinen ersten Sitz hatte es an der Piazza Nicosia, von wo es 1670 nach verschiedenen »Irrfahrten« in das Gebäude in der Via Giulia übersiedelte. Hier konnten 24 Jungen aus verarmten Adelsgeschlechtern des Kirchenstaates fünf Jahre lang studieren. Sechs davon erhielten ein Gratisstudium und wurden von bestimmten Familien (u. a. Chigi, Salviati, Savelli, Ghislieri, dem römischen Volk und den Erben des Ghelmino Grotti, der zur Gründung beigetragen hatte) ausgesucht. Die Schule stand unter dem Patronat der Salviati und wurde von der Erzbruderschaft der Sancta Sanctorum (einst Privatkapelle der Päpste im Lateran) verwaltet. Sie wurde jährlich mit 3000 Gulden dotiert. Seither lernten hier Generationen von adeligen Sprösslingen vor allem aus dem Königreich beider Sizilien und natürlich aus Neapel.

Ein Kolleg, das es nicht mehr gibt


Das Gebäude geht auf einen Entwurf von Carlo Maderna Ende des »Cinquecento« zurück. Die Institution existierte bis 1798, als sie von den römischen republikanischen Truppen und von denen Napoleons geplündert und das Collegio sowie die »Confraternita dei Napoletani« aufgelöst wurde. Im Laufe des Risorgimento 1870 enteignet, wurde hier das »Real Collegio Militare dello Stato Italiano« eingerichtet. Heute gibt es hier das Gymnasium »Liceo Virgilio«, das den ganzen Häuserkomplex samt einem nüchternen Neubau von Marcello Piacentini einnimmt. Die Diskussionen über dessen Ästhetik und über die Notwendigkeit, diesen überhaupt zu errichten, dauern heute noch an. Denn vom altehrwürdigen Collegio Ghislieri blieb nur die Front an der Via Giulia. Es wurde in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts entkernt – in der Folge der urbanistischen Pläne des Duce, wobei man es in das Liceo Virgilio hineinintegrierte. Daher blieb nur die dreigeschossige Fassade mit dem majestätischen Portal, das in seinem Tympanon die Heilige Familie zeigt, übrig. Die Inschrift erinnert an Giuseppe Ghislieri und besagt in etwa: »Ghislieri kaufte auf eigene Kosten dieses Haus und gründete hier das Collegio Ghislieri, stattete es mit finanziellen Mitteln aus und wünschte, dass man es nach ihm Collegio Ghislieri nannte. Er stellte es unter den Schutz der Heiligen Jungfrau Maria und den des heiligen Joseph«.

An das Collegio Ghislieri schließt die Kirche S. Spirito dei Napoletani an. Sie ist das älteste Gebäude in diesem Häuserblock. Wenn man von der Piazza Ricci über die Via di S. Aurea in die Via Giulia einbiegt, steht man genau davor. Das Gotteshaus hieß auch ursprünglich S. Aura oder Aurea und war der heiligen Glaubenszeugin aus Ostia geweiht.

Der heilige Augustinus schreibt in seinen »Bekenntnissen«, dass seine Mutter Monika 387 in Ostia gestorben sei, während sie mit ihm auf die Überfahrt nach Afrika wartete. Sie habe in einem Friedhof einer Kirche, die von Konstantin dem Großen errichtet worden war, bestattet werden wollen. Das Gotteshaus war damals den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht und wurde im Frühmittelalter der heiligen Aurea gewidmet, wie aus dem Liber Pontificalis hervorgeht. Ein Marmorfragment mit der Inschrift »Chryses hic dor(mit)« (Chryses ruht hier) erinnert an sie. Chryses ist die griechische Form des lateinischen »Aurea« (die Goldene). Die Heilige wird im »Martyrologium Hieronymianum« (um 400 verfasst) sowie im »Martyrologium Romanum« (1583) angeführt. [...]
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