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Aus dem Vatikan
Generalaudienz in der Audienzaula am 11. Februar

Der Kirchenschriftsteller Johannes Climacus

Der Kirchenschriftsteller Johannes Climacus
Johannes Climacus, Rußland, 1560.
Liebe Brüder und Schwestern!

Nach den zwanzig Katechesen, die dem Apostel Paulus gewidmet waren, möchte ich heute wieder die Vorstellung großer östlicher und abendländischer Kirchenschriftsteller des Mittelalters aufnehmen. Und ich stelle die Gestalt des Johannes mit dem Beinamen Climacus vor, der lateinischen Transkription des griechischen Wortes klimakos, was »die Leiter« (klimax) bedeutet. Es handelt sich um den Titel seines Hauptwerkes, in dem er den Aufstieg des menschlichen Lebens zu Gott beschreibt. Er wurde um das Jahr 575 geboren. Sein Leben fiel also in die Jahre, in denen Byzanz, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, die größte Krise seiner Geschichte erlebte. Schlagartig veränderte sich das geographische Bild des Reiches, und der reißende Strom der Völkerwanderung führte zum Zusammenbruch aller seiner Strukturen. Standgehalten hat nur die Struktur der Kirche, die in diesen schwierigen Zeiten ihr missionarisches, menschliches und sozio-kulturelles Wirken fortsetzte, besonders durch das Netz von Klöstern, in denen große Ordenspersönlichkeiten, wie eben jene des Johannes Climacus, tätig waren.

In den Bergen des Sinai, wo Mose Gott begegnet war und Elija dessen Stimme gehört hatte, lebte Johannes und erzählte seine geistlichen Erfahrungen. Nachrichten über ihn sind in einer von dem Mönch Daniel von Raithu verfaßten kurzen »Vita« (PG 88,596–608) erhalten: Als Sechzehnjähriger wurde er Mönch auf dem Sinai und Schüler von Abt Martyrius, einem »Ältesten«, das heißt einem »Weisen«. Mit zwanzig Jahren entschied er sich zu einem Leben als Einsiedler in einer Höhle am Fuße des Berges in dem Ort Thola, in acht Kilometer Entfernung vom heutigen Katharinenkloster. Aber die Einsamkeit hinderte ihn nicht daran, Menschen zu begegnen, die sich nach einer geistlichen Führung sehnten, sowie auch einige Klöster in der Nähe von Alexandrien zu besuchen. Sein Rückzug ins Einsiedlerleben, der keinesfalls eine Flucht aus der Welt und aus der menschlichen Wirklichkeit war, mündete in eine glühende Liebe zu den anderen Menschen (Vita 5) und zu Gott (Vita 7). Nach vierzig Jahren Einsiedlerleben in der Liebe zu Gott und zum Nächsten – Jahre, in denen er weinte, betete, gegen die Dämonen kämpfte – wurde er zum Abt des großen Klosters auf dem Sinai ernannt und kehrte damit in das zönobitische Leben im Kloster zurück. Aber einige Jahre vor seinem Tod sehnte er sich nach dem Eremitenleben und übergab seinem Bruder, der im selben Kloster Mönch war, die Leitung der Klostergemeinschaft. Er starb nach dem Jahr 650. Das Leben des Johannes vollzieht sich zwischen zwei Bergen, dem Sinai und dem Tabor, und man kann wirklich sagen, daß von ihm das Licht ausstrahlte, das von Mose auf dem Sinai gesehen und von den drei Aposteln auf dem Tabor geschaut worden war! [...]
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