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Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am 28. November

Wie können wir von Gott sprechen?

Wie können wir von Gott sprechen?
Liebe Brüder und Schwestern!

Die zentrale Frage, die wir uns heute stellen, ist folgende: Wie können wir in unserer Zeit von Gott sprechen? Wir können wir das Evangelium verkündigen, um in den oft verschlossenen Herzen unserer Zeitgenossen und in ihrem Verstand, der oft von vielen Blendungen der Gesellschaft abgelenkt ist, Wege zu seiner Heilswahrheit zu öffnen? Jesus selbst hat sich das, wie die Evangelisten uns sagen, bei der Verkündigung des Reiches Gottes gefragt: »Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?« (Mk 4,30). Wie können wir heute von Gott sprechen? Die erste Antwort ist, daß wir von Gott sprechen können, weil er mit uns gesprochen hat. Die erste Voraussetzung für das Sprechen von Gott ist also das Hören dessen, was Gott selbst gesagt hat. Gott hat mit uns gesprochen! Gott ist also keine ferne Hypothese über den Ursprung der Welt; er ist keine weit von uns entfernte mathematische Intelligenz. Gott kümmert sich um uns, er liebt uns, er ist persönlich in die Wirklichkeit unserer Geschichte eingetreten, er hat sich selbst mitgeteilt und ist sogar Mensch geworden. Gott ist also eine Wirklichkeit in unserem Leben, er ist so groß, daß er auch Zeit für uns hat, für uns sorgt. In Jesus von Nazaret begegnen wir dem Antlitz Gottes, der vom Himmel herabgekommen ist, um sich in die Welt der Menschen, in unsere Welt hineinzubegeben und die »Kunst des Lebens«, den Weg zum Glück zu lehren; um uns von der Sünde zu befreien und uns zu Söhnen Gottes zu machen (vgl. Eph 1,5; Röm 8,14). Jesus ist gekommen, um uns zu retten und uns das gute Leben des Evangeliums zu zeigen.

Ein konkreter Gott, der existiert

Von Gott sprechen heißt zunächst, sich darüber im klaren sein, was wir den Männern und Frauen unserer Zeit bringen sollen: keinen abstrakten Gott, keine Hypothese, sondern einen konkreten Gott, einen Gott, der existiert, der in die Geschichte eingetreten und in der Geschichte gegenwärtig ist; den Gott Jesu Christi als Antwort auf die grundsätzliche Frage des Warum und Wie unseres Lebens. Von Gott sprechen verlangt daher einen vertrauten Umgang mit Jesus und seinem Evangelium, es setzt unsere persönliche, wirkliche Erkenntnis Gottes voraus und eine große Leidenschaft für seinen Heilsplan, ohne der Versuchung des Erfolgs nachzugeben, sondern der Methode Gottes folgend. Gottes Methode ist die der Demut – Gott wird einer von uns –, es ist die Methode, die in der Menschwerdung im einfachen Haus von Nazaret und in der Grotte von Betlehem verwirklicht wurde, die Methode aus dem Gleichnis vom Senfkorn. Man darf die Demut der kleinen Schritte nicht fürchten und muß auf den Sauerteig vertrauen, der den Teig durchdringt und ihn langsam wachsen läßt (vgl. Mt 13,33). Beim Sprechen von Gott, bei der Evangelisierungstätigkeit unter der Führung des Heiligen Geistes, bedarf es einer Wiedererlangung der Einfachheit, einer Rückkehr zum Wesentlichen der Verkündigung: zur Frohen Botschaft von einem Gott, der wirklich und konkret ist, einem Gott, der sich um uns kümmert, einem Gott, der die Liebe ist und uns in Jesus Christus nahekommt bis zum Kreuz und der uns in der Auferstehung die Hoffnung schenkt und uns öffnet zu einem Leben, das kein Ende hat, zum ewigen Leben, zum wahren Leben. Der hl. Paulus, der ein hervorragender Kommunikator war, erteilt uns eine Lehre, die das Verständnis des Problems, wie man mit großer Einfachheit »von Gott sprechen« kann, mitten ins Herz trifft. Im Ersten Brief an die Korinther schreibt er: »Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten« (2,1–2). Die erste Wirklichkeit ist also die, daß Paulus nicht über eine Philosophie spricht, die er selbst entwickelt hat, daß er nicht über Ideen spricht, die er irgendwo gefunden oder erfunden hat, sondern daß er von einer Wirklichkeit seines Lebens spricht, von dem Gott spricht, der in sein Leben eingetreten ist, daß er von einem wirklichen Gott spricht, der lebt, der mit ihm gesprochen hat und der mit uns sprechen wird, daß er vom gekreuzigten und auferstandenen Christus spricht. [...]
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