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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 29. Oktober

Für Paulus ist das Kreuz Gottes Kraft und Weisheit

Für Paulus ist das Kreuz Gottes Kraft und Weisheit
Unter den Teilnehmern an der Generalaudienz fiel der Trachtenbund von St. Nikolaus aus Überlingen besonders ins Auge. Die Überlinger Frauentracht ist eine Bodenseetracht mit goldgeklöppelter Radhaube, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts üblich war und seit 1924 anläßlich der Wiedereinweihung des Münsters wiederum eingeführt wurde. Sie wird bei den beiden Schwedenprozessionen im Mai und Juli (Dankprozessionen für die wundersame Rettung während des Dreißigjährigen Krieges) und zu besonderen kirchlichen und weltlichen Anlässen getragen. Besonders freuten sich die Frauen in der wunderbaren Tracht, als ihnen der Heilige Vater von seinem offenen Wagen aus zuwinkte.
Liebe Brüder und Schwestern!

In der persönlichen Erfahrung des hl. Paulus gibt es eine unumstößliche Tatsache: Während er anfangs ein Verfolger gewesen war und gegen die Christen Gewalt angewandt hatte, war er seit dem Augenblick seiner Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus auf die Seite des gekreuzigten Christus gewechselt und hatte ihn zu seinem Lebensinhalt und zum Grund seiner Verkündigung gemacht. In seinem Leben hat er sich ganz für die Seelen aufgerieben (vgl. 2 Kor 12,15); dabei war sein Dasein alles andere als ruhig und behütet vor Gefahren und Schwierigkeiten. In der Begegnung mit Jesus war ihm die zentrale Bedeutung des Kreuzes klar geworden: Er hatte erkannt, daß Jesus für alle und für ihn selbst gestorben und auferstanden war. Beides war wichtig: die Universalität, nämlich daß Jesus wirklich für alle gestorben ist; und die Subjektivität: Er ist auch für mich gestorben. Im Kreuz hatte sich also die ungeschuldete und barmherzige Liebe Gottes offenbart. Diese Liebe hatte Paulus vor allem an sich selbst erfahren (vgl. Gal 2,20) und wurde vom Sünder zum Gläubigen, vom Verfolger zum Apostel. Tag für Tag erfuhr er in seinem neuen Leben, daß das Heil »Gnade« war, daß alles vom Tod Christi herrührte und nicht von seinen eigenen Verdiensten, die es im übrigen gar nicht gab. Das »Evangelium der Gnade« wurde so für ihn zur einzigen Möglichkeit, das Kreuz zu verstehen, das nicht nur das Kriterium seiner neuen Existenz, sondern auch die Antwort an seine Gesprächspartner ist. Zu ihnen gehörten vor allem die Juden, die ihre Hoffnung auf die Werke setzten und von diesen das Heil erwarteten; weiter waren da die Griechen, die dem Kreuz ihre menschliche Weisheit entgegensetzten; schließlich gab es jene Häretikergruppen, die sich nach ihrem Lebensmodell ihre eigene Vorstellung vom Christentum gebildet hatten.

Für den hl. Paulus hat das Kreuz einen grundlegenden Primat in der Geschichte der Menschheit; es stellt den Brennpunkt seiner Theologie dar, denn vom Kreuz reden heißt vom Heil als der jedem Geschöpf geschenkten Gnade reden. Das Thema des Kreuzes Christi wird ein wesentliches und vorrangiges Element der Verkündigung des Apostels: Das deutlichste Beispiel dafür betrifft die Gemeinde von Korinth. [...]
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